Sieben Hochbehälter, ein Volumen von insgesamt 2.800 Kubikmeter und 130 Kilometer unterirdische Hauptleitungen: Die Wasserversorgung alleine in Bad Aussee besteht aus einem komplexen System, das neben dem technischen Wissen vor allem Verlässlichkeit des Teams fordert. Hubert Grill, Wassermeister im Bad Ausseer Wirtschaftshof, arbeitet seit 32 Jahren für die Gemeinde und leitet die Wasserversorgung.
„Die meisten Krankheiten entstehen durch Wasser“, erklärt Hubert und unterstreicht damit die Bedeutung einer stabilen Wasserqualität. Die Region Ausseerland Salzkammergut ist reich an Wasser – und vor allem an frischen Quellen. „Wir haben mehrere Quellen, von denen frisches Wasser kommt“, so der Wassermeister und zählt dabei etwa den Pötschen und den Sarstein auf. Nachdem das Ausseerland aber in einem Karstgebiet liegt, haben Niederschläge „relativ wenig Zeit, sich im Boden zu reinigen“, so Hubert, weshalb eine umfassende Aufbereitung nötig sei.
Wie sieht der Prozess einer Aufbereitung aus?
„Zunächst fließt das Wasser von der Quelle in einen Hochbehälter, wo es mit Mehrschichtfilter durchgereinigt wird“, beschreibt Hubert den Beginn des Prozesses. Danach läuft das Wasser durch eine Ozonanlage, in der etwa Schadstoffe, Farben und Gerüche – zusammengefasst als Huminstoffe – entfernt werden. Danach folgt einer der wichtigsten Schritte: Das Wasser kommt in eine UV-Anlage und „dort werden die krankheitserregenden Bakterien abgetötet“, erklärt er.
Abschließend fließt das aufbereitete Trink- und Löschwasser in die Wasserkammer im Hochbehälter, wo es gespeichert und verbraucht wird. Hubert fügt hinzu, dass die Hochbehälter „so berechnet und ausgelegt sind, dass mit dem Speicher das Bad Ausseer Gebiet einen Tag lang mit Wasser versorgt werden kann“ – sollte es etwa zum Ausfall einer Quelle oder einem Stromausfall kommen.
Wie berechnet man die Menge des benötigten Wassers?
Hubert und sein Team – das übrigens aus vier Personen besteht – regulieren per Fernwartung die Menge sowie den Zulauf des Wassers in den Hochbehältern. Hubert zeigt am PC auf das Fernwarteprogramm: „Hier zum Beispiel rinnen 15,5 Liter in der Sekunde zu. Da wird nur die Menge aufbereitet, die wirklich benötigt wird“. Wie viel Wasser eine Gemeinde braucht, könne genau berechnet werden, so Hubert. Eine durchschnittliche Person etwa nutzt täglich zwischen 130 und 150 Liter Wasser. Dabei spielt der Wohnort eine große Rolle, ob man sich etwa in einem Touristengebiet befindet. „Urlauber sparen eher nicht mit dem Wasser, bei Einheimische geht der Trend eher zum sparen“, weiß der Wassermeister. „Als Faustregel gilt: Mit fünf Liter Wasser in der Sekunde versorge ich 1000 Einwohner“. Die Hochbehälter sollen außerdem so befüllt sein, dass sie nach einem Tag leer sind und sich so das Wasser immer wieder erneuert.
Der Klimawandel wirkt sich auch auf unser Wasser aus
Bei der Wasserversorgung und -qualität spielt auch die Klimaveränderung eine große Rolle, wie Hubert erklärt. Das größte Problem bereiten die vermehrten Starkregenfälle in der Region – „Wenn sehr viel Niederschlag in wenig Zeit fällt, kann das Wasser nicht mehr ordentlich versickern und es können Muren abgehen“. Auch Stürme bergen für das Wasser eine Gefahr, denn, „wenn am Pötschen etwa ein Baum auswurzelt und dadurch der Boden aufreißt, rinnt das schmutzige Wasser direkt in die Quelle – die Filterwirkung vom Boden bleibt aus“, weiß Hubert. Ein gröberes Wasserproblem im Ausseerland blieb bisher aber glücklicherweise aus.
Dennoch appelliert der Wassermeister für ein bewussteres Leben: „Für unser Wasser ist es das Wichtigste, seinen Müll nirgends in der Natur zu hinterlassen, sondern wieder mit nach Hause zu nehmen“.