Waldbaden im Naturpark Almenland – eine Reise zur inneren Ruhe
- 6 Minuten Lesezeit
„Im Herbst zeigt uns der Wald nicht nur seine beruhigende Seite, sondern auch die faszinierenden Überlebensstrategien der Bäume“, erklärt uns Biodiversitätsexpertin Maria Zacharias-Strahlhofer. „Wie wir stehen auch Bäume manchmal unter Stress und brauchen Ruhepausen.“ Um den Winter zu überstehen, haben die Bäume beeindruckende Anpassungsmechanismen entwickelt.
Es ist diese besondere Zeit zwischen dem Altweibersommer und der nahenden Weihnachtszeit, die den Wald in ein farbenfrohes Spektakel taucht. Sinken die Temperaturen, schicken kürzere Tage ein Signal: Es ist Zeit, sich auf den Winter vorzubereiten. Mit Hilfe von Hormonen ziehen die Laubbäume Zucker, Mineralstoffe und Wasser in den Stamm und die Wurzeln zurück. Der Zucker schützt im Zellwasser die Pflanze vor dem Erfrieren und liefert gespeichert in Stamm und Wurzel Energie für den Frühling. In den Blättern bleiben Pigmente wie Karotinoide und Xanthophylle zurück – sie lassen den Wald in leuchtendem Gelb und Rot erstrahlen.
Wenn am frühen Morgen Nebel den Wald umhüllt und die Sonnenstrahlen ihn bald darauf in goldenes Licht tauchen, wird klar: Hier hat jede Veränderung ihren Sinn. Durch den Blattabwurf reduzieren Laubbäume ihren Wasserverlust und vermeiden Frostschäden. Das Laub, das zu Boden fällt, wird von Bakterien, Pilzen und anderen Waldbewohnern zersetzt – und verwandelt sich in wertvollen Humus.
Auf unserem Weg entlang der Raabklamm, einem Natura 2000-Gebiet und die längste Klamm Österreichs beeindruckt mich besonders der Auen- und Mischwald. Hier stehen Rotbuchen, Grauerlen, Silberweiden mit vielen anderen in perfekter Harmonie beieinander. Jede Baumart spielt eine wichtige Rolle, sei es für die Stabilisierung des Bodens oder die Nährstoffversorgung.
Aber warum behalten Nadelbäume wie Fichten und Kiefern ihre Nadeln im Winter? Ihre Nadeln sind kleiner, haben eine schützende Wachsschicht und tief versenkte Spaltöffnungen, wodurch der Wasserverlust minimiert wird. So können sie auch in der kalten Jahreszeit, wenn auch reduziert, Photosynthese betreiben. Eine Ausnahme bildet die Lärche, die ihre Nadeln im Herbst abwirft – sie färben sich vorher goldgelb, was sie zu einem besonderen Anblick macht.
Ein faszinierender Aspekt des Waldes bleibt jedoch unsichtbar: das „Wood Wide Web“ unter der Erde. Ein dichtes Netz aus Pilzfäden, die Mykorrhiza, verbindet die Bäume miteinander. Über dieses Geflecht tauschen die Bäume Nährstoffe aus, warnen sich vor Gefahren und unterstützen schwächere oder junge Bäume. Die Pilze profitieren, indem sie Zucker von den Bäumen erhalten – ein perfektes Beispiel für gute Zusammenarbeit in der Natur.
Jeder Schritt auf dem weichen Waldboden erinnert mich daran, dass auch wir Menschen Teil eines großen Ganzen sind – eines Netzwerks, das auf Gemeinschaft und gegenseitiger Unterstützung basiert.
Der Wald ist mehr als ein Ort zum Spazierengehen – er ist eine Reise in die Tiefen der Natur, ein Zusammenspiel aus Baum, Tier, Pilz, Luft, Boden und Wasser. Im Naturpark Almenland kann ich diese Weisheit der Natur in ihrer ganzen Pracht erleben und finde nicht nur Ruhe, sondern auch eine tiefe Verbundenheit. Hier spüre ich, dass ich Teil eines lebendigen Netzwerks bin – und das tut einfach gut, ordnet vielleicht das ein oder andere Problem neu und gibt mir Kraft für neue Wege.
Alle weiteren Infos zur Oststeiermark, zu Ausflugszielen, Radwegen, Wandertouren und der besonderen Kulinarik findet man direkt auf der Website der Erlebnisregion Oststeiermark.