Unterwegs auf der Teichalm mit Aufsichtsjäger Peter
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Peter ist beeideter Aufsichtsjäger und für das Revier rund um den Heulantsch-Gipfel zuständig.
Seine Aufgaben als Aufsichtsjägers sind zum Beispiel, das Revier in Ordnung zu halten und den Abschussplan einzuhalten. Peter leistet aber auch wichtige Aufklärungsarbeiten bei Wanderern, Radfahrern und Erholungssuchenden. Hier weist er nicht nur auf die Verhaltensregeln hin, sondern erzählt vieles über die Jagd. Es werden aber auch Themen wie Müll oder Camping auf der Alm angesprochen. So entsteht auch ein guter Austausch zwischen den Gästen und ihm.
Unsere Wanderung startet direkt beim Teichalmsee, beim Holzochsen, das Wahrzeichen der ALMO-Genussregion. Aber heute geht es nicht um das qualitativ hochwertige Rindfleisch, sondern um Reh, Hirsch und Co.
Wie oft bist du unterwegs im Jagd-Revier und ist das nicht ein sehr zeitintensiver „Job“?
Aufsichtsjagd und Revier
„Im Sommer bin ich ca. 2-3 mal in der Woche auf der Alm. Teilweise nur kurz, teilweise sogar den ganzen Tag. Hier muss ich natürlich darauf schauen, dass es sich mit meinem Beruf vereinbaren lässt. Die Tätigkeit als Aufsichtsjäger mache ich freiwillig und auf freundschaftlicher Basis mit dem Grundstücksbesitzer, da ist es nicht immer einfach alles unter einen Hut zu bringen. Hier muss die Freundin und die Familie auch Verständnis zeigen.“
Wir wandern von der Teichalm auf die Sommeralm, gemütlich entlang auf sanften Almböden. Hier begegnen wir bereits einigen Wanderern und somit konnte ich gleich erleben, wie Peter mit den Gästen ins Gespräch kommt. Besonders intensiv haben wir uns über die Wildtiere hier im Naturpark unterhalten.
„Wir haben hier eine hohe Artenvielfalt an Wildtieren. Von der Gams bis zum Reh, manchmal sogar Wildschweine oder Rotwild. Auch diverses Raubwild wie Fuchs, Mader oder Dachs kann man hier öfters beobachten. Die Hauptwildart ist aber definitiv das Rehwild, so wie nahezu in der ganzen Steiermark. Mich freut es besonders, dass ich in letzter Zeit auch sehr viele Hasen antreffen durfte. Das ist auf der Alm nicht alltäglich.“
Welche Reaktionen zeigen die Gäste, wenn du sie in deinem Jagd-Outfit ansprichst?
Die erste Reaktion
Peter ist natürlich, so wie man es sich von Jägern erwartet, dementsprechend gekleidet. Jagdgrün mit Wanderschuhe, Jägerhut, Fernglas und Rucksack.
„Die meisten Wanderer haben Verständnis für das, was ich tue. Ihnen gefällt es, wenn ich sie über meine Tätigkeiten aufkläre und ihnen einiges über die Jagd erzähle. Viele sind oft sogar sehr interessiert und somit entstehen öfters auch längere Gespräche!"
Gibt es auch Gäste, die negativ darauf reagieren?
„Ja, Ausnahmen gibt es immer wieder. Manche fühlen sich bedrängt oder sind abweisend, wenn ich etwas zu ihnen sage. Hier und da gibt es Konflikte, aber die meisten Gäste sind einsichtig.“
Nach schwachen 5 Kilometer zu Fuß erreichen wir die Pension-Camping Holzmeister. Hier hat Peter sein Auto geparkt und wir fahren ein kleines Stück damit Richtung Gipfel. Hier ist es etwas holprig, mein KIA-CEED ohne Allrad würde diese Strecke nicht mitmachen!
Schauen dich die Gäste etwas komisch von der Seite an, wenn du mit deinem großen Auto über die Alm fährst?
„Nein, die Gäste sind nicht besonders überrascht darüber. Auch die Bauern oder andere Grundstücksbesitzer müssen oft mit dem Auto rauf zum Vieh oder um Arbeiten zu erledigen. Eigentlich sind die Leute hier sehr freundlich und grüßen mich. Trotzdem sind wir bemüht, nicht in den Ruhezeiten wegen des Wildes oder in den Höchstzeiten wegen der Gäste herumzufahren, die Alm ist schließlich keine Schnellstraße. Die Tiere sind die Autos mittlerweile auch schon gewöhnt.“
Ihr fragt euch, warum wir in das Auto gestiegen sind, klare Antwort: „Mit dem schweren Gewehr und all dem Zeug geh ich nicht zu Fuß!“
Kulinarik im Almenland Herbst
Abschussplan und Wild-Zeit
Nach etlichen „Auf- und Zumachen“ der Weidezäune sind wir mit dem Auto auf der „Schneid“ angekommen. Hier gibt es einen fantastischen Blick über die Almen, das Windrad auf der Sommeralm dreht sich gewaltig und auch einige Gäste sehen wir, die zur Stoahandhütte abbiegen.
Kurz darauf, oben am blauen Himmel, sehen wir bereits einen Bussard, der über uns umher kreist. Vielleicht hat er bereits sein nächstes Menü, einen kleinen Hasen oder ähnliches, im Auge. Da frag ich gleich, wie es mit den Stückzahlen und dem Abschussplan aussieht.
„Den Abschussplan können wir jedes Jahr gut erfüllen. Es wird nicht zu viel und nicht zu wenig geschossen. Es ist wichtig nur gezielt einzugreifen, ansonsten wird das Revier leer oder das Wild wird nur mehr nachtaktiv. Die Grundstücksbesitzer vermarkten das Wildfleisch selbst, das heißt, sobald ein Stück erlegt wird – und es für den Verzehr geeignet ist – wird es aufgebrochen und sauber ausgewaschen. Anschließend kommt es in die Kühlung und wird direkt dort aufgeteilt und verpackt“.
Bei der Wanderung kann ich schon die ersten Herbst-Spuren auf der Alm erkennen. Schön langsam neigt sich der Sommer dem Ende zu, einige Blätter verfärben sich bereits und es wird wieder etwas kühler. Passend zur Herbstzeit beginnt auch die Wild-Zeit bei den Wirten im Naturpark Almenland. Beim kulinarischen Almenland Herbst kommen vor allem Reh- und Wildgerichte auf die Teller.
„Das Wildfleisch ist das natürlichste und regionalste Fleisch überhaupt. Das Tier wird mitten in der Natur, ohne Stress, ohne lange Transportwege erlegt. Durch einen sauberen Schuss gibt es auch ein sauberes Wildbret. Die Wirte im Almenland freuen sich immer über die Lieferung des Wildfleischs. Und den Gästen schmeckt es vorzüglich. Viele unserer Gastwirte werden von einer der Jagdgesellschaften beliefert oder haben sogar eine eigene Wild-Zucht zu Hause.“
Schön langsam nähern wir uns dem Gipfel. Heute haben wir ein herrliches Wetter erwischt, die Sonne scheint und es hat angenehme Temperaturen. Grundsätzlich überschneidet sich die Jagdsaison mit der Wandersaison. Vor allem auch in den Morgen- und Abendstunden muss man mit Wild bei einer Wanderung rechnen.
„Ab dem 16. April beginnt die Schusszeit für einjährige Stücke, sprich Schmalreh und Jahrlingsbock. Durch den Almauftrieb der Tiere, ab Mai oder Juni, versuchen wir die Stücke relativ früh zu erlegen, damit es sich hier nicht überschneidet. Somit ist im Sommer eher weniger los. Die Hauptsaison beim Jagen ist Mitte September bis Mitte Dezember, je nach Wetter. Teilweise verkürzt auch der Winter die Jagdsaison. Aber der Herbst ist auch die ideale Zeit zum Wandern, deswegen müssen Jäger, Tiere und Gäste sich die Alm hier einfach „teilen“.“
Siehst du bei Sonnenaufgang- und/oder Sonnenuntergang-Wanderungen eine Gefahr für Gäste?
Wandertourismus
„Jäger versuchen im Morgengrauen bzw. vor Sonnenaufgang und 1 bis 2 Stunden nach Sonnenaufgang, und das Gleiche bei Sonnenuntergang, die Stücke zu sichten und zu erlegen. Die Vollmondwanderungen oder Sonnenaufgang- und Sonnenuntergangstouren sind sehr beliebt bei den Gästen. Hier ist es aber vor allem wichtig auf den gekennzeichneten Wegen zu bleiben, denn um diese Zeit kann es zu einem Schuss kommen. Wichtig ist, dass vor allem in der Nacht die Einstände der Rehe umgangen werden. Am Tag kann das Wild sich nicht ausruhen, dafür benötigt es die Nacht. Und wenn es hier bei solchen speziellen Touren gestört wird, können sich Rehe und Co nicht ausruhen. Somit sollten die Wanderer, egal zu welcher Tages- und Nachtzeit, immer auf den gekennzeichneten Wegen bleiben.“
Hast du beim Ansitzen schon einmal Gäste in deinem Schussfeld gesehen oder haben sie das Wild verschreckt?
„Nein, das war Gott sei Dank noch nie der Fall. Als Jäger muss ich immer schauen, dass ich einen sicheren Schuss abgebe, das bedeutet, dass im Umkreis keiner steht oder sich bewegt. Würden Personen in der Nähe des Wildes sein, und das Reh bemerkt das nicht, würde ich nie abdrücken. Dann komme ich einfach am Abend oder am nächsten Tag noch einmal zu diesem Punkt. Das Wild kommt relativ beständig zu denselben Plätzen.“
Und war auch schon einmal ein Wanderer in der Nähe, als du ein Reh erlegt hast?
Es gibt immer zwei Seiten
„Beim Schuss direkt nicht, aber beim „Aufbrechen“ des Rehs kam sogar einmal eine Frau mit zwei Kindern dazu. Ich versuche das zwar nicht in Gegenwart der Kinder zu machen, doch diese Familie war sehr interessiert und haben gespannt über meine Schulter geschaut. Manche Wanderer sind eben interessiert, andere beschimpfen mich und meinen, dass ich „schussgeil“ bin. Es gibt immer zwei Seiten.“
Oben beim Heulantsch-Gipfel angekommen müssen wir einmal durchschnaufen. Ein kleiner Rastplatz direkt beim Gipfelkreuz mit herrlichem Panorama über die Teichalm lädt zu einer Pause ein.
Wie gehst du damit um, dass Leute dagegen sind, dass du hier jagst oder dich sogar „als schussgeil“ beschimpfen?
„Ich versuche einfach neutral zu bleiben und den Gästen zu erklären, was genau ich hier mache. Oft kommen Sie zu dem Zeitpunkt zu mir, wo das erlegte Wild vor mir liegt. Sie wissen nicht, was ich davor oder danach unternehme und kennen meine Abläufe nicht. Jagen bedeutet nicht nur Schießen, das bedeutet so viel mehr. Es geht auch darum, die Tiere mit Heu und Wasser zu versorgen. Wir kümmern uns um die Tiere, gestalten zum Beispiel Ruhezonen für die Tiere und legen Wild-Wiesen an. Wir verhelfen den Tieren auch über den Winter, dieser kann auf der Alm schon recht hart sein. Leider werden Tiere auch oft krank oder verletzten sich, dann ist es unsere Aufgabe diese Stücke zu entnehmen. Oder es passiert ein Unfall mit Wildtieren, dann müssen wir Jäger ausrücken, die Tiere suchen und wenn sie verletzt sind erlegen. Ich glaube, das ist viel mehr als „schussgeil“ zu sein.“
im schönen Naturpark Almenland
Zusammensein zwischen Mensch und Tier
Neben uns beim Rastplatzl hat sich auch ein Ehepaar aus Graz dazugesellt und hat zufälligerweise Hirsch-Würstl als Jause mit. Peter und ich müssen lachen, passt genau zum Thema.
„Richtig stellen muss ich schon, es wird oft davon geredet, dass Jäger nur kranke Stücke schießen – das stimmt so nicht. Wir achten darauf, dass die Artenvielfalt passt, mit gesunden Tieren. Der Bauer schaut ja auch, dass er gesunde Rinder im Stall hat. Für den Verzehr brauchen wir Menschen aber auch ein gesundes Fleisch, heißt also ich schieße ein gesundes Tier. Das Tier ist bis zum Schluss auf der Wiese oder im Wald, frisst nur das, was es auf der Alm findet und weiß bis zum Schluss nicht, dass das der letzte Tag ist. Somit ist es ein wirklich regionales, wertvolles Fleisch.“
Nachdem wir unsere kleine Stärkung wieder eingepackt haben, geht es vom Gipfelkreuz runter Richtung Teichalmsee. Nach ca. 4,5 Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt angelangt. Jetzt wird einmal direkt beim See eingekehrt. Bei uns heißt es ja immer „Wandern mit Ausblick und Einkehr“.
Um dieses umfangreiche Thema komplett durchzusprechen, reicht ein Interview natürlich nicht aus. Trotzdem gab mir Peter einen guten Einblick in das weitläufige Thema „Jagd“. Uns allen ist ein gutes Zusammensein zwischen Mensch und Tier im Naturpark Almenland wichtig.
Alle weiteren Infos zur Oststeiermark, zu Ausflugszielen, Radwegen, Wandertouren und der besonderen Kulinarik findet man direkt auf der Website der Erlebnisregion Oststeiermark.