

Schatz aus der Tiefe
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- Kultur & Brauchtum
Explore: Die Stadt Leoben verfügt über einen besonderen Schatz – einmal mehr ist von ausgezeichnetem Trinkwasser die Rede. Sogar der ORF widmete dem Leobner Wasser eine eigene Wissenschaftssendung. Vielleicht beginnen wir in der Historie und Sie erzählen uns über die Entstehung?
Wasser und Wasserversorgung haben immer etwas mit Regionalität und Lokalität zu tun und sind ganz intensiv von Nachhaltigkeit geprägt. Die Erschließung von Wasserressourcen ist ein sehr sehr aufwendiger Prozess, dauert sehr lange – zwischen zehn und 20 Jahre - bis alle behördlichen Verfahren abgeschlossen und die entsprechenden Infrastrukturen umgesetzt sind, damit man tatsächlich die Bevölkerung entsprechend versorgen kann. Die erste Wasserversorgung für die Stadt Leoben datiert aus dem Jahre 1837 – vom Münzenberg über eine Holzleitung bis zum innerstädtischen Bergmannsbrunnen. Davor hat man die Versorgung ja eher über eigene Brunnen bewerkstelligt, ohne dass dabei die Qualität geprüft werden konnte. Daher haben die Entscheidungsträger in der damaligen Monarchie beschlossen, die Wasserversorgung für Ballungsräume sicherzustellen – denken sie beispielsweise an die 1. Wiener Hochquellenwasserleitung aus der Steiermark nach Wien.
Es gibt in unseren Breiten bekanntlich verschiedene Formen, Trinkwasser für die Menschen zu gewinnen.
Ja tatsächlich – man hat einerseits Quellfassungen und andererseits Grundwassererschließungen – dies ist auch bei uns so. Die Quellfassungen sind dabei leichter und schneller umzusetzen, bei der Erschließung von Grundwasserkörpern dauert das wesentlich länger. Es gehen umfassende hydrogeologische Untersuchungen voraus und die Erschließung durch Tiefbohrungen ist ebenfalls langwierig. Leoben verfügt über zwei sehr große Gewinnungsanlagen, eine davon aus dem Jahre 1893 in St. Peter/Freienstein, wo eine geologische Verwerfung einen mächtigen Grundwasserkörper ermöglicht hat, mit dem Vorteil, dass das Wasser frei zufließen kann. In den 1960er-Jahren hat man dann zur nachhaltigen Absicherung der Versorgungslage eine weitere Erschließung durchgeführt, direkt im Bereich der stark mäandrierenden Mur, zwischen St. Michael und Leoben.
Kommen wir zur Qualität des Wassers – diesbezüglich verfügt man in Leoben da ja über einen echten Schatz.
Ja, die Qualität, die ja laufend geprüft wird, ist tatsächlich außerordentlich gut. Wir können das Wasser völlig unbehandelt an die Haushalte verteilen, und das ist in der Tat ein Beweis für die ausgezeichnete Qualität.
„Wir können das Wasser völlig unbehandelt an die Haushalte verteilen, und das ist in der Tat ein Beweis für die ausgezeichnete Qualität.“
Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist neben der Qualität aber auch die Menge so groß, dass man auch das Umland mitversorgen könnte?
Das ist absolut richtig, man hat hier in der Stadt Leoben sehr umsichtig und professionell für die entsprechenden Ressourcen gesorgt. Wir versorgen ja bereits die Nachbargemeinden St. Peter, Proleb und Niklasdorf und zusätzlich haben wir noch Notwasserversorgungen – einerseits für die ansässigen Großbetriebe wie die voestalpine, die ja sehr aufwendige Prozesse betreiben, die viel Wasser erfordern und andererseits dürfen wir – und das ist natürlich auch ein sehr sympathischer Ansatz – bei Versorgungsengpässen auch als Lieferant für Österreichs bestes Bier – also für die Gösser Brauerei – fungieren.
Das Wasser wird ja völlig unbehandelt – also so wie es in der Natur vorhanden ist – an den Konsumenten weitergegeben. Das ist wohl auch nicht alltäglich?
Da haben Sie recht. Wir prüfen natürlich ständig, auch in Hinblick auf die enormen Niederschlagsmengen der vergangenen Jahre, aber es gibt tatsächlich keinerlei Qualitätsverluste und sehr erfreulich ist auch, dass die Grundwasserpegel auch in sehr trockenen Jahren absolut konstant sind.
Ihre Gewinnungsgebiete sind ja auch als Wasserschutzgebiete ausgewiesen …
Da gibt es genaue behördliche Vorgaben für sogenannte engere und weitere Schutzgebiete, wo die Oberflächennutzung ganz genau definiert ist, damit es zu keinen Schadstoffeintragungen in den Grundwasserkörper kommt.
Der Schatz „Wasser“ ist also gut behütet?
Das ist natürlich ein großes Anliegen, aber wir können wirklich mit Stolz berichten, dass wir in Bezug auf die Qualität in Wirklichkeit außergewöhnlich gut aufgestellt sind. Ohne chemische Zusatzbehandlung – also exakt so wie es in der Natur vorkommt – fließt unser Wasser in den Haushalten aus der Leitung. Gesünder kann man sich nicht erfrischen.
Eine Schlussfrage, Herr Direktor – wie würden Sie privat entscheiden – Leobner Wasser in seiner unbehandelten Urform, oder Leobner Wasser, das von den exzellenten Brauern der Gösser Brauerei noch veredelt wurde?
Ich plädiere für beides, denn die Grundlage für Österreichs bestes Bier ist ja das Leobner Wasser!