Michael Zotter, Braumeister der Gösser Brauerei | © TIQA | Tiqa Michael Zotter, Braumeister der Gösser Brauerei | © TIQA | Tiqa

Gesegnet mit weichem Wasser

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  • Kulinarische Schätze
Selbstbewusst nennt der Leobener Bierhersteller Gösser sein Bier „bestes Bier Österreichs“. Wir haben Braumeister Michael Zotter getroffen und gefragt, was das Geheimnis seines Bieres ist.

Interview mit dem Braumeister Michael Zotter

Explore: Wie wird man eigentlich Braumeister bei der Gösser Brauerei?
Michael Zotter: Mein Vater hatte eine Gasthausbrauerei in Graz, da kam ich in Kontakt mit dem Thema Brauen. In Puntigam habe ich dann Brauer gelernt, bin dann von der Produktion zur Qualitätssicherung. Später ging ich nach Deutschland zur Braumeisterausbildung und arbeitete in verschiedenen
Brauereien. Vor fünf Jahren ging mein Vorgänger, Andreas Werner, in den Ruhestand. Er war seit 20 Jahren mein Mentor, auch in den Zeiten, als ich nicht in Österreich war. Es braucht also eine Mischung aus Glück und Fleiß, damit man Gösser Braumeister wird.

Und was ist die Aufgabe eines Braumeisters?
Das beginnt bei der Letztverantwortung für die Produktqualität, aber auch Themen wie Kosten, Technik, das Personal, ich bin allumfassend zuständig. Aber am Ende geht es darum, gleichbleibende Qualität, also das beste Bier Österreichs zu brauen. Jahr für Jahr in gleichbleibender Qualität. Weil es die Erwartung gibt: Gösser Märzen etwa, das soll sich nicht ändern. Ich will die Arbeit der Craft-Brauereien nicht schlecht machen, dass sie variieren ist ihre Aufgabe. Aber als Beispiel: Wer für fünf Jahre nach Amerika geht und dann wieder zurückkommt und sich auf sein erstes Gösser freut, will einfach, dass das seiner Erinnerung entspricht. Dass da Erinnerungen hochkommen. Dass es also so schmeckt wie vor fünf Jahren. Trotzdem ist natürlich auch bei unserem Bier der Geschmack jedes Jahr leicht anders. Denn: Es ist und bleibt ein Naturprodukt. Das versuchen wir, durch ein Feintuning beim Brauen gut auszugleichen.

Wir befinden uns jetzt also in der Heimat von Österreichs bestem Bier – Gösser ist eine Premiummarke im Heineken-Konzern, was darf man sich unter einer Premiummarke vorstellen?
Ja, Gösser ist das beliebteste Bier Österreichs im Premiumbereich, aber auch im sogenannten Mainstreambereich. Wir haben ein reichhaltiges Sortiment an Bieren und Bier-Mischgetränken. Ich glaube, wir können in diesen Bereichen alles abdecken. Wir stehen für das beste Bier Österreichs – gut, besser, Gösser –, ich glaube, das fasst es ganz gut zusammen.

Stichwort bestes Bier Österreichs. Was ist das Geheimnis, dass man Österreichs bestes Bier brauen kann?
Da gibt es viele Geheimnisse, das beginnt schon damit, dass wir gesegnet sind mit unseren eigenen Brunnen – also mit unserem eigenen Brauwasser – das ist ja bekanntlich der größte Bestandteil des Bieres. Dazu kommen die besten Rohstoffe zu 100 Prozent aus Österreich, aus der Kornkammer Österreichs das Malz, aus der Steiermark der Hopfen, der ebenfalls zu 100 Prozent ausschließlich für uns produziert wird. Das sind im Großen und Ganzen jene Zutaten, die man neben ausgezeichnet ausgebildeten Brauern braucht, um ein exzellentes Bier zu erzeugen.

Bleiben wir beim Thema Wasser – das sind meines Wissens nach Tiefbrunnen, die eine nachhaltige
Nutzung ermöglichen.

Das sind mehrere Brunnen, die wir betreiben. Das Wasser eignet sich vor allem aufgrund seiner Zusammensetzung perfekt für das Brauen. Es ist ein eher weiches Wasser, die hohe Qualität ist seit Jahrhunderten gleichbleibend und auch die Menge ist mehr als nur ausreichend.

Kommen wir zum Hopfen, der ausschließlich aus der Region rund um Leutschach in der Südsteiermark stammt.
Grundsätzlich gibt es mehrere große und gute Hopfenanbaugebiete in Zentraleuropa, wir vertrauen auf den Leutschacher Hopfen. Wir haben eigene Hopfensorten, darunter auch Aromahopfen, und prägend für unser Gösser ist eigentlich der „Celeia Hopfen“, der sich durch sehr würzige und leicht süßlich-erdige Noten auszeichnet und unseren Bieren – vor allem dem Gösser Märzen – seinen speziellen Charakter gibt. Also jene „Hopfenblume“, die sich jeder erwartet, wenn er Gösser Bier trinkt.

Diese Kooperation besteht ja schon sehr lange …
Ja, das ist richtig – wir arbeiten seit über 70 Jahren mit den Leutschacher Hopfenbauern zusammen, und das ist für beide Seiten sehr positiv, da wir als Brauerei in guten Jahren alles abnehmen, aber auch in schlechteren Jahren – wie beispielsweise heuer durch die massiven Niederschläge – zu unseren Verträgen stehen. Aber ich kann Sie beruhigen, die Erntemenge ist auch heuer ausreichend!

Kommen wir zu den anderen Zutaten, welche Qualitätsmerkmale müssen hier vorliegen?
Wir unterliegen dem österreichischen Lebensmittelkodex, also dem „Codex Alimentarius Austriacus“ – das strengste Lebensmittelgesetz aus dem Lebensmittelbuch –, wir verwenden ausschließlich Gerste aus Österreich, die zu Malz verarbeitet wird. Zutaten wie Reis, der international auch sehr gerne verwendet wird, sind für uns kein Thema.


Gösser steht aber auch weltweit für Innovation, schon seit mehreren Jahrzehnten investiert man massiv in Prozessoptimierung und dergleichen mehr …
In vielen Bereichen ist die Marke Gösser immer für Innovation gestanden. Das ist zum einen in der Produktentwicklung – denken Sie an den Gösser Naturradler, der, glaube ich, in aller Munde ist, auf der anderen Seite haben wir uns immer wieder damit auseinandergesetzt, effizienter zu werden, wie beispielsweise im Energieverbrauch, wir haben eine eigene Biogasanlage, eine große Solarthermieanlage und vieles mehr. Der logische nächste Schritt wäre, unser Biogas auch so zu reinigen, dass wir in bestehende Netze einspeisen können und so mithelfen, fossile Brennstoffe zu reduzieren. Diese Innovationen begleiten uns schon seit Jahrzehnten und werden auch in Zukunft immer ein Teil der DNA von Gösser sein.

Gösser bietet mittlerweile eine große Markenvielfalt. Jüngstes Kind ist der sogenannte „Bio Stoff“.
Das ist richtig – grundsätzlich war dies eine sehr große Innovation im Produktbereich. Der „Bio Stoff“ ist ein etwas leichteres Bier, hat reine Biorohstoffe, also Biogerste und Biohopfen, der übrigens aus dem Mühlviertel kommt. Dieses Bier soll auch eine neue Klientel ansprechen, also auch eher die jüngere Generation. Auch die Aufmachung ist völlig neu, die Gebinde, also die 0,33-l-Mehrwegflasche, die mittlerweile auch schon Nachahmer gefunden hat.


Wenn man durch das Brauereigelände geht, sieht man unglaublich viele Fremdfirmen, was passiert da gerade?
Wir investieren gerade einen immensen Betrag in eine neue Mehrweggebinde-Abfüllanlage, wir erhöhen damit die Kapazität von 36.000 Flaschen pro Stunde auf 55.000 Flaschen. Machen wir einen Blick in die Zukunft – wo soll die Reise für Gösser hingehen? Das ist eine gute Frage. In Österreich ist unser Marktanteil stabil, wir sind die Nummer 1 und wir wollen diese Marktführerschaft weiter ausbauen – ehrlich gesagt diese Nummer-1-Position haben wir sehr gerne, und ich bin lieber der Gejagte als der Jäger.

Wie sieht’s international aus?
Der Naturradler ist ein Paradebeispiel für die internationale Entwicklung, vor allem was den Export betrifft. Gerade in Deutschland ist er zum Kultgetränk geworden, von Hamburg bis München, also wirklich flächendeckend, und wer weiß, vielleicht gelingt uns das mit einem anderen Produkt wieder einmal.